"Wir brauchen noch mehr!" Der alte General brüllt. Er hebt die Hand und zeigt auf ein Wohnhaus. "Das da. Holt mal vierzehn Leute da raus und bringt sie auf den Platz."
Zwei Soldaten treten die Tür zum Hauseingang ein, zwei weitere folgen ihnen ins Haus. Wohnung für Wohnung durchsuchen sie, treiben mit vorgehaltenen Sturmgewehren die Bewohner auf die Straße.
"Zwölf, dreizehn, vierzehn, fünfzehn." Vierzehn, so lautet der Befehl. "Du da", sagt einer der Soldaten zu einem etwa zehn Jahre alten Jungen mit lockigen schwarzen Haaren, der sich zitternd an seine Mutter klammert, "geh wieder ins Haus." Der Junge will nicht. "Lass ihn", sagt ein anderer Soldat, "er hat doch sonst keinen mehr."
Die fünfzehn sollen sich in drei Reihen auf dem Platz aufstellen, aber weil sechs Kinder dabei sind, wird nur ein unförmiger Haufen daraus.
Der alte General nickt, und die vier Soldaten, die um die Menschen herumstehen, schießen die Magazine ihrer AK-47 leer. Als die Schüsse verhallen, liegen die fünfzehn, zum Teil in grotesken Körperhaltungen und mit unzähligen Schusswunden übersät, auf dem Boden. Als ein Soldat ein leises Wimmern hört, lädt er sein Gewehr noch einmal durch. "Nein, das ist gut so", ruft ihm ein weiterer Soldat zu, der eine kleine Videokamera in der Hand hält. Er filmt erst die Umgebung: Ein menschenleeres Stadtzentrum, beschädigte Gebäude, Rauchwolken am Horizont. Dann filmt er die Toten, verharrt ein paar Sekunden auf dem Gesicht des kleinen Lockenkopfes, und dann noch ein paar Sekunden auf der riesigen Blutlache. Dann schaltet er die Kamera ab und nickt.
"Gut. Und jetzt zu YouTube damit", sagt der General, "Die Welt wird die Botschaft verstehen. Die NATO muss mehr tun, um unsere Zivilisten zu beschützen."
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